Mittwoch, 31. Juli 2013

Jammern auf hohem Niveau.


(Achtung: Teilweise etwas sehr philosophisch)
Hoch, höher, noch höher, ganz hoch, Hochhaus? Was genau heisst das eigentlich? Darf man nicht auch unzufrieden sein, wenn man mehr hat als andere? Dürfen nur die unzufrieden sein, die nichts haben? Sind es nur die? Ich persönlich kenne eine Menge Leute, die eben nicht so viel haben und durchaus mit ihrem Leben sehr zufrieden sind.
 
Wo beginnt also das jammern? Eine Friseurin, die monatlich knapp über die Runden kommt, wird wohl kaum darüber jammern, dass sie kein eigenes Haus hat und keinen Porsche fährt. Der Manager hingegen schon eher. Ein Zahnarzt macht sich vielleicht eher Gedanken darüber, wann er seine Yacht das nächste mal streichen lassen muss. Der Landschaftsgärtner überlegt, wie er das Geld für die Reparatur am Auspuff seines alten Audi Quattro zusammenspart. Ein Arbeitsloser brütet darüber, wie er die Stromrechnung zahlen kann.
 
Alles ist irgendwie subjektiv. Hinzu kommt die Frage, ob es Wünsche sind oder ob man dadurch tatsächlich unzufrieden ist?
 
Ich bin oft unzufrieden. Das gebe ich ganz klar zu. Mich stört vieles. Leider störe ich mich auch oft an Dingen, die ich gar nicht beeinflussen kann. Eigentlich also unsinnig, sich überhaupt darüber Gedanken zu machen. Aber so bin ich nun mal. Nicht genug damit, dass ich zu allem meinen Senf verbal hinzugeben muss, nein, ich mache mir auch andauernd Gedanken über alles und jenes. Mein Gehirn läuft wie eine Atomuhr. Solang der Kopf sich bewegt, arbeiten auch die Gehirnzellen.
 
Ich habe allerdings auch viele Wünsche. Die meisten sind materieller Natur. Auch das gehört zu mir. Ich kaufe mir gern, was ich haben will, wenn es dann möglich ist. Ich habe aber auch Wünsche, die ich mir nicht so einfach erfüllen kann. Wer will denn nicht einen Supersportwagen vor der Tür stehen haben, oder vielleicht einmal 6 Monate auf Weltreise gehen? Ich weiss aber auch, dass solche Wünsche in so weiter Ferne liegen, dass ich davon nur träumen kann. Das brauche ich aber auch. Bei meinen „normalen“ Wünschen versuche ich immer, sie mir irgendwann  zu erfüllen. An dieser Stelle sei mein geliebter Schatz noch erwähnt, der mich da sehr geduldig unterstützt und dafür sorgt, dass ich da auch erfolgreich bin. Aber bin ich tatsächlich unzufrieden, wenn ich einen Wunsch nicht erfüllen kann? Ich glaube nicht. Vielleicht kurzfristig über die Situation an sich enttäuscht (denn ich bin ein ziemlich verwöhntes Einzelkind und habe keine Probleme damit, das zuzugeben). Aber auf lange Sicht unzufrieden, das kann ich nicht behaupten.
 
Mir ist bei einem Gespräch mit einer lieben Kollegin etwas sehr elementares klar geworden. Ich bin bei einer Sache extrem unzufrieden. Was mir fehlt, ist Zeit. Und die kann man nicht kaufen. Das ist wohl das grösste Problem. Tagtäglich sind wir 12 Stunden wegen der Arbeit aus dem Haus. Rechnen wir noch 8 Stunden Schlaf hinzu, dann bleiben gerade mal 6 Stunden am Tag übrig. Davon muss man aber noch gut 2 Stunden abziehen für allgemeines fertig machen (morgens aufstehen, nach der Arbeit umziehen usw.) dann sind es noch 4 Stunden pro Tag, die man für sich hat. Gegessen hat man da am Abend noch nichts. Noch eine Stunde weniger. Da sind dann also diese 3 Stunden pro Tag, an denen man sich frei entfalten kann. Aber soll ich euch was sagen? Wenn ich 12 Stunden aus dem Haus war, habe ich abends nicht mehr so viel Energie, dass ich diese 3 Stunden noch voll ausnutzen kann. Und 3 Stunden sind verdammt schnell um, das kann ich euch sagen.
 
Ich habe so vieles im Kopf, was ich gern tun würde, ganz abgesehen davon, was alles alltäglich gemacht werden muss. Aber die Zeit dafür ist immer so rar. Und wenn man sich sehr beeilt, damit auch alles klappt, ist man am Ende dann umso geschaffter.
 
Wer hat also quasi ein Vorrecht zu jammern? Oder ist es nicht viel eher so, dass tatsächlich jeder seine eigenen Gründe hat? Ist es nicht möglich, dass wir alle immer mit irgendetwas unzufrieden sind und jammern, mal lauter oder auch nur ganz leise?
 
Ich behaupte einfach, dass niemand völlig zufrieden zu jeder Tages- oder Nachtzeit ist. Es kann immer mal etwas sein. Daher hat auch niemand das Recht zu entscheiden wie hoch das Niveau ist, auf dem andere jammern. Überhaupt ist jammern ein sehr jämmerliches Wort.
 
Und nun ist der Punkt gekommen, wo ich eindeutig merke, dass es ein wenig zu heiss geworden ist…soviel zum Thema jammern…

2 Kommentare:

  1. ...ein wenig...?...ein bisschen viel zu warm ist es...

    Ich habe irgendwo noch eine ganz tolle Kurzgeschichte unter einem ähnlichen Gesichtspunkt geschenkt bekommen, ich glaube, die bringe ich dir nächstes Mal mit [Wenn ich es nicht vergesse, ich Nudel...]

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    1. Wie recht du hast... ein freier Tag und wir sitzen den ganzen Tag unterm Baum, zu mehr waren wir nicht zu gebrauchen... Würd mich freuen, wenn du dran denkst :=)

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